(Hintergrund zum Film DIE PROPHEZEIUNG DER FRÖSCHE / DAS GEHEIMNIS DER FRÖSCHE)
Regie: Jacques-Remy Girerd – Drehbuch: Jacques-Remy Girerd, Antoine Lanciaux, Iouri Tcherenkov – Musik: Serge Besset – Künstlerische Leitung: Iouri Tcherenkov – Figuren: Zoia Trofimova – Produktion: Studio Folimage, Patrick Eveno, Jacques-Remy Girerd, Frankreich 2003 – Länge: 90 Min. – FBW: besonders wertvoll – Verleih: Universum Film
Dokumentation der Filmvorführung beim 22. Kinderfilmfest München am 26.06.04
Inhalt
Das Wetter spielt verrückt in der ländlichen Idylle, in die uns der Film gleich von Beginn an führt. Zuerst herrscht eine unsagbare Trockenheit und dann sagen die im Filmtitel zitierten Frösche eine Flutkatastrophe ungeahnten Ausmaßes voraus. Doch der kleine Tom nimmt davon erst einmal keinerlei Notiz. Er genießt den Sommer auf dem Hof seiner Adoptiveltern Ferdinand und Juliette und bekommt dabei noch Verstärkung von Lili, deren Eltern auf Safari sind, um Krokodile für den familieneigenen Zoo zu fangen.
Doch schon nach kurzer Zeit bewahrheitet sich die Prophezeiung der Frösche und unsere vier Protagonisten dürfen sich glücklich schätzen, diese ernst genommen zu haben. Auf einem Gebäudeteil des Bauernhofs, der durch einen riesigen Reifenschlauch seetüchtig gemacht wurde, treffen sich neben Ferdinand als Kapitän, Juliette und den beiden Kindern auch eine Unzahl von Tieren. Und so geben alle zusammen eine moderne Arche Noah ab. Doch schon nach kurzem droht Unheil, denn die Fleisch fressenden Tiere wollen nicht einsehen, dass sie aufgrund der allgemeinen Zwangslage auf ihre Essgewohnheiten verzichten und stattdessen auf Kartoffeln umsteigen sollen. Ferdinands Appelle an den Gemeinsinn lassen nach anfänglicher Wirkung immer mehr nach und ein neuer Passagier, eine verletzte Schildkröte, sorgt durch Intrigen schließlich für eine Meuterei der Zwangsvegetarier. Es scheint alles verloren, doch Tom und Lili können mit Hilfe einiger anderer Tiere dem Treiben der Schildkröte Einhalt gebieten und so wird das Recht des Stärkeren schnell wieder von den klugen Prinzipien Ferdinands abgelöst.
Reaktionen der Kinder während der Vorstellung
"Das Geheimnis der Frösche" war der Eröffnungsfilm beim Kinderfilmfest München 2004. Die Kinder mussten dabei nicht lange gebeten werden, Tom, Lili, Ferdinand und Juliette auf ihren Abenteuern zu begleiten, sorgten doch schon die Anfangsszenen in der bäuerlichen Idylle für große Freude. Richtig aufgeregt wurde das junge Publikum aber dann natürlich bei dem einsetzenden Unwetter und den Gefahren für die Tiere, aber auch für Ferdinand, der sich nur mit viel Mühe und der Hilfe seines Pferdes zu den anderen retten konnte. Die tosenden Fluten, die in die ländliche Behaglichkeit einbrechen, werden von den Kindern immer wieder kommentiert, einige stellen auch Fragen an ihre erwachsenen Begleiter. Die darauf folgende Stille nach der Sintflut, findet ihre Entsprechung beim Publikum. Als sich dann allmählich abzeichnet, dass alle überlebt haben, äußern viele Kinder große Erleichterung und einige assoziieren den schwimmenden Bauernhof gleich mit der Arche Noah.
Die Tempowechsel des Films werden hier mit am deutlichsten und geben den Kindern immer wieder Zeit, sich neu zu orientieren und die Geschehnisse einzuordnen. Auch bei den traurigen Sequenzen lassen sich die jungen Zuschauer auf den Film ein und zeigen sich mitfühlend, wenn zum Beispiel Lili entdecken muss, dass der auf dem Meer treibende Rettungsreif von ihren Eltern stammt, ohne dabei aber einen Rückschluss auf deren Verbleib zu haben. Natürlich lässt auch das Auftauchen der Schildkröte die Kinder nicht unberührt, und je mehr sich ihre wahren Absichten abzeichnen, desto empörter zeigt sich das junge Publikum. Da kommen die Unterhaltungen der beiden Elefanten oder aber die zur Friteuse umfunktionierte Badewanne genau recht, um die Anspannung wieder ein wenig aufzulösen. Auch die Annäherung von Tom und Lili werden freudig begleitet. Die geglückte Meuterei und die anschließenden Versuche der beiden Kinder, das Hausboot von der despotischen Schildkröte zu befreien, lassen die Spannung noch mal steigen und vor allem die jüngeren Kinobesucher fiebern dabei mit ihren Helden noch mal ordentlich mit. Doch das vergnügliche Ende wartet schon und die Kinder sind davon sehr angetan. Hervorzuheben bleibt noch, dass einige Kinder explizit die schön gezeichneten Figuren lobten.
Eignung des Films für die Kinder- und Jugendfilmkulturarbeit
Die Assoziation mit der Arche Noah, die viele Kinder während der Vorstellung beim Anblick des schwimmenden Bauernhofs hatten, ist nicht nur optisch nahe liegend. So kann man ohne weiteres von einer modernen Version dieser biblischen Erzählung sprechen, dennoch geht Girerds Film noch darüber hinaus. Er erzählt von Toleranz, Achtung des Lebens und übt dabei auch Kritik an der wie selbstverständlich scheinenden Dienstbarmachung der Natur durch den Menschen. Dass all diese Botschaften sanft und ohne Belehrung an den Zuschauer gerichtet werden, verdankt der Film den Figuren, vor allem dem sturmerprobten Ferdinand, und der atmosphärischen Dichte, die den Zuschauer schnell in die Geschichte eintauchen lässt.
Ohne Kitsch wird uns zu Beginn eine lebendige Idylle gezeigt, die in ruhigem Ton dargestellt wird. Von französischer Leichtigkeit zu sprechen mag zwar abgeschmackt sein, beschreibt aber nun mal sehr treffend die Grundstimmung. Und so hat der Film neben seinem ambitionierten Thema auch eine schöne Erzählung von zwei Kindern, die sich näher kommen, zu bieten. In dieser zwischenmenschlichen Konstellation geht es auch um Verlust, Trauer und um Geborgenheit in der Familie. Die Annäherung daran erfolgt mit Behutsamkeit, traut sich jedoch auch dies spürbar werden zu lassen.
Dass in der FSK Sonderprüfung für das Filmfest München eine Altersbegrenzung auf 12 Jahre beschlossen wurde, bleibt dennoch mehr als unverständlich, denn auch für Kinder ab 8 Jahren und ein wenig Kinoerfahrung ist der Film sicherlich empfehlenswert. Gerade weil er mit stilistischer Sicherheit persönliche als auch globale Themen anschneidet, ohne zu überfordern. Bleibt die Hoffnung auf die reguläre FSK Freigabe.
Die Abstimmung nach dem Film ergab:
79 Stimmen für sehr gut; 19 für gut und 2 für mittelmäßig.
Emanuel Socher-Jukic
P.S.: Der Film bekam für die bundesweite Vorführung die FSK-Freigabe "o. A." (ohne Altersbeschränkung). Damit ist die Entscheidung der Sonderprüfung für das Kinderfilmfest / Filmfest München 2004 (FSK ab 12) aufgehoben.
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