(Interview zum Film DAS INTERNAT)
KJK: Herzlichen Glückwunsch für den "Gläsernen Bären" und die "Lobende Erwähnung" der Jury des Großen Preises des Deutschen Kinderhilfswerkes. Wie jung sind Sie eigentlich?
Songyos Sugmakanan: "33 Jahre."
Ich frage, weil Ihr Film eine sehr souveräne Handhabung der Filmsprache verrät. Wie Sie die Ängste des zwölfjährigen Ton ins Bild setzen, welche Bilder Sie für die psychischen Zustände der beteiligten Personen finden, das ist schon erstaunlich.
"Das war in Wirklichkeit erst mein zweiter Spielfilm, aber die Geschichte ist mir sehr vertraut, weil ich viele dieser Szenen selbst so erlebt und empfunden, selber all diese Ängste durchgemacht habe – zumindest so ähnlich."
Hatten Sie auch so einen unwirklichen Freund?
"Ich habe eigentlich immer von einem Freund geträumt, der ein Held ist und mir bei meinen Schwierigkeiten helfen würde."
Was war für Sie so interessant an dem Stoff?
"Dass es eine neuartige Geistergeschichte ist – also kein pompöses Ding mit viel Trara und action. Ich habe 'Dek Hor' erst als Geschichte geschrieben und dann zum Drehbuch gemacht, weil ich ausprobieren wollte, inwieweit man so eine mystische Atmosphäre rein bringen kann und ob die Kinderschauspieler das darstellen können."
Wie kommt es eigentlich, dass der Junge, der im Schwimmbad ertrunken ist, im Internat noch herum geistert?
"Die Glaubensvorstellungen der Asiaten sind ja sehr, sehr vielfältig – und eine davon ist auch bei uns Thais die Wiedergeburt, also, dass man nach seinem Tod als Mensch oder auch als ein anderes Lebewesen wieder geboren wird. Wenn man aber zu früh stirbt, ist der Ablauf gestört. Dann muss man noch so lange umhergehen, bis die vorgesehene Lebenszeit beendet ist. Man ist dann auf dieser Welt immer noch als Geist präsent."
Wie sind Sie zum Film gekommen?
"Ich hab mich schon immer für Film interessiert, habe dann Kamera an der Chulalongkorn-Universität in Bangkok studiert, das ist eine sehr berühmte Universität, habe Drehbücher für Fernseh-Dokumentationen geschrieben, dann als Regieassistent für eine der besten Werbe-Agenturen in Thailand gearbeitet, schließlich meinen ersten Kurzfilm und dann zusammen mit fünf Freunden 2003 den ersten Spielfilm gedreht: 'Fan Chan' (My Girl), eine romantische Filmkomödie, die die Liebesgeschichte zwischen einem Mädchen und einem Jungen erzählt – so ähnlich wie in dem malaysischen Film 'Mukhsin'."
Sie waren einer von s e c h s Regisseuren bei diesem Film? Wie geht denn das?
"Wir haben erst alle zusammen das Drehbuch geschrieben und dann Regie geführt. Außerdem habe ich noch die Kamera gemacht. Wir haben eigentlich ständig miteinander gekämpft. Die Richtung war natürlich schon klar, aber bei der Umsetzung der einzelnen Szenen gab es dann immer wieder Meinungsverschiedenheiten. Trotzdem war dieser Film ziemlich erfolgreich, in Thailand wurden wir sogar für die beste Regie ausgezeichnet, und auch im Ausland wurde der Film gezeigt, auch hier auf der 54. Berlinale im Forum. Da er bei uns zu einem richtigen Kassenknüller geworden ist, habe ich dann auch ohne Schwierigkeiten die Mittel für 'Dek Hor' zusammenbekommen – das waren insgesamt 700.000 Euro, was für Thailand sehr, sehr viel ist."
Wie haben Sie die beiden Jungen gefunden?
"Mein alter ego Ton, also Charlie Trairat, war der Junge, der sich in unserem ersten Spielfilm in das Mädchen verliebt hat. Damals war er neun Jahre alt. Ich kenne ihn also schon ziemlich lange und da haben wir einfach weiter gemacht. Für mich ist er wie ein kleiner Bruder, er ist so, wie ich selbst einmal war, in ihm sehe ich meine eigene Kindheit und wir sind sehr eng miteinander. Nach dem 'Geist' Wichien habe ich schon zwei, drei Monate suchen müssen. Er war sehr schwer zu finden, weil der Junge ja eine ziemlich starke Persönlichkeit ausstrahlen muss. Auch eine gewisse Gesetztheit, weil er ja schon ein ganzes Leben mitgemacht und auch die andere Welt gesehen hat. Er ist ja nicht nur so rumgeschwirrt, sondern hat dabei auch viele Erfahrungen gemacht. Ganz wichtig bei diesem Darsteller waren die Augen. Vieles in diesem Film kommt ja über die Augen rüber und Sirarath Jianthavorn, unser Geister-Darsteller, hat einen sehr tiefen Blick, einen, der ganz in uns eindringt. Er hat bei uns schon im Fernsehen gespielt."
Wie ist ihr familiärer Hintergrund?
"Meine Eltern haben ein Geschäft für Textilien, die sie auch exportieren. Wir sind zusammen vier Geschwister und ich bin der älteste Sohn. Ich habe noch zwei jüngere Schwestern und einen jüngeren Bruder. Wir sind alle nacheinander geboren worden, was für meine Eltern schwer zu managen war. Deshalb wurde ich dann auch ins Internat geschickt – weggeschickt wie der Junge im Film. Anfangs habe ich mich dort sehr unwohl gefühlt. Es ist ein christliches Internat und liegt circa zwei Autostunden von Bangkok entfernt. Dort haben wir dann auch gedreht. Allerdings habe ich noch ein paar Kulissen dazu aufgebaut, um die surreale Stimmung erzeugen zu können – die Stimmung im Internat sollte ja weniger realistisch als mystisch wirken."
Wie sieht es überhaupt mit Filmproduktionen in Thailand aus?
"Früher gab es nicht so viele Produktionen bei uns, aber im Moment erfreut sich der thailändische Film einer gewissen Wertschätzung. So gibt es jetzt immer mehr Produktionen, einerseits Komödien, andererseits Geistergeschichten. Die sind besonders beliebt bei uns."
Gruseln Sie sich selbst gern?
"Ja, sehr – ich bin ein Fan von Horrorfilmen."
Gibt es etwas, was Sie selbst noch gern sagen würden?
"Ich freue mich, dass ich wieder die Gelegenheit hatte, nach Berlin zu kommen und meinen neuen Film zu zeigen. Ich war sehr gespannt auf die Reaktion des Publikums hier und der 'Gläserne Bär' ist der Beweis, dass der Film auch hier verstanden wird. In meinen beiden Spielfilmen geht es um Kinder, aber als Kinderfilme würde ich weder 'Fan Chan' noch 'Dek Hor' bezeichnen. Eher handelt es sich bei dem ersten um einen Nostalgie-, bei 'Dek Hor' um einen Coming of Age-Film für Erwachsene. Hier wird Ton vom Kind zum Erwachsenen und ich erzähle von den Dingen, an die ich mich aus meiner Kindheit erinnern kann. Man kann darüber ja erst als Erwachsener erzählen, weil man bestimmte Aspekte der eigenen Kindheit vorher gar nicht durchschaut."
Interview: Uta Beth
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